Lisl Weil (1901-2006) begann mit 9 Jahren die Jugendkunstklasse von Franz Čižek an der Kunstgewerbeschule Wien zu besuchen. Dort war sie auch von 1926 bis 1930 als ordentliche Schülerin eingeschrieben. Mitte der 30er Jahre arbeitete Weil als Zeitungsillustratorin und Karikaturistin; mit beidem hatte sie sich seit ihren Jugendjahren beschäftigt. Die 1930er Jahre hindurch arbeitete sie fürverschiedene Wiener Magazine und Zeitungen, unter anderem das Gesellschaftsmagazin
Die Bühne,
für das sie regelmäßig Karikaturen und Illustrationen schuf, in denen das Leben der Wiener High Society humorvoll kommentiert wurden. Ein Thema, das sie in diesen Zeichnungen immer wieder aufgriff, war das Leben moderner Frauen. Eine besonders unterhaltsame Zusammenstellung von Weils Repertoire an modernen Frauen stellt das „A-B-C der Frau“ dar, das 1933 in der
Bühne
veröffentlicht wurde. Jeder Buchstabe des Alphabets stellt einen anderen „Typ“ moderner Weiblichkeit dar, von Anna, der Köchin, bis zu Zenzi, dem Milchmädchen. Dazwischen gibt es
Showgirls (Dolly und Doddy), Kunstgewerblerinnen (Etta und Fella), Sportlerinnen (Inge), die geschiedene Frau Tilde und die Chemie-Studentin Vera. Weils Alphabet, das sowohl Frauen mit tschechischen und ungarischen Namen einschließt als auch verschiedene sozialen Schichten abdeckt, umfasst die ganze Bandbreite unterschiedlicher Figuren, denen sie auf den Straßen Wiens und in der österreichischen Provinz hatte begegnen können.